Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Gott und Mensch
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
1 Kor 13,13
Ein neues Jahr beginnt. Immer noch prägt die Pandemie unseren Alltag und beginnt langsam, uns zu zermürben, unsere Gesellschaft zu spalten und wirtschaftliche Langzeitfolgen zu zeitigen. Bei uns wird auf sehr hohem Niveau gejammert. Unsere Versorgung ist gesichert und wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem, auch, wenn es zeitweise an seine Grenzen stößt und das medizinische Personal am Rande der Belastbarkeit arbeitet. Wir haben sogar den Luxus, eine schützende Impfung ablehnen zu können in dem Wissen, dass man notfalls ohnehin medizinische Hilfe bekommt. Wir spüren aber mit wachsendem Unbehagen, dass solidarisches Denken abnimmt, Ängste und Verunsicherung jedoch wachsen. Wir erleben, dass Menschen zunehmend vereinsamen, dass man in Altenheimen oder Krankenhäusern niemanden besuchen darf, dass Sterbende ohne ihre Lieben gehen müssen und Angehörige traumatisiert sind, weil sie nicht Abschied nehmen konnten… Was bleibt uns in dieser Zeit der Krise? Was trägt uns ins neue Jahr? „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“, steht im ersten Korintherbrief Der Glaube kann uns helfen, über unseren irdischen Horizont hinauszusehen – selbst im Angesicht des Todes. Wir haben Hoffnung, dass wir in all unseren Dunkelheiten nicht allein sind, dass Gott bei uns ist und uns seine άγγελοι, seine menschlichen Engel schickt, die uns beistehen. Und schließlich die Liebe, die laut Rilke darin besteht, „dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden“, und die das einzige ist, das uns helfen kann, Spaltung, Ohnmacht und Tod zu überwinden.
„Lieben – lieben, das ist es. Lieben ist alles.“
Ingeborg Bachmann, österreichische Schriftstellerin, 1926 – 1973
Sr. Anna Kurz osu, Graz
Die Liebe hat einen Triumph und der Tod hat einen,
die Zeit und die Zeit danach. Wir haben keinen.
Nur Sinken um uns von Gestirnen, Abglanz und Schweigen.
Doch das Lied über’m Staub danach wird uns übersteigen.
Ingeborg Bachmann
zur Druckversion