"Auf ein Wort ..."

Leuchtturm sein

 

Ich möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind –
für Dorsch und Stint –
für jedes Boot –
und bin doch selbst
ein Schiff in Not!“

Wolfgang Borchert

 

Ich mag Leuchttürme. Sie sind unübersehbar und unaufdringlich. Sie geben Orientierung.

Ein Blick in unsere Welt verdeutlicht: Orientierung ist ein Thema… Viele Menschen erleben unsere Zeit als turbulent, chaotisch, verunsichernd und unübersichtlich. Zahlreiche offene Fragen auf unterschiedlichen Ebenen unseres Lebens stehen im Raum; es gibt kaum Ansätze von tragenden Antworten oder konstruktiven Lösungsansätzen. Wie halten wir das aus? Rufe nach Leuchttürmen, nach Vorbildern, Helden, Propheten – direkt und indirekt - werden lauter, Rufe nach Orientierung gebenden Instanzen – verknüpft mit dem Wunsch nach schnellen und einfachen Lösungen, Rufe nach starken Typen, unübersehbaren, aufdringlichen Figuren… Wie gehen wir damit um?

Leuchttürme können faszinieren. Auch im übertragenen Sinn. Wo finden wir sie?

Mich bewegt der Satz von Wolfgang Borchert. Er spricht mich an, weil sich darin ein Mensch mitteilt, der unterwegs ist zwischen Licht und Schatten, unterwegs mit dem Wunsch, Leuchtturm zu sein und der Selbsterkenntnis seiner eigenen Not. Ich wünsche uns Leuchttürme in diesem Sinne: Menschen, die ihr Licht und ihre Schatten kennen, Menschen, die klar sind und demütig, deutlich und unaufdringlich. Mehr braucht es nicht – meine ich.

Vor einigen Tagen haben wir das Angelafest gefeiert. Für mich ist Angela Merici ein Leuchtturm. Ich vertraue mich ihrem Orientierung gebenden Licht an, weil sie auch ihre Schatten kennt. In ihrer unaufdringlichen, auf die Wirklichkeit bezogenen Art kann sie Orientierung geben.

Sr. Angela Maria Antoni osu, Straubing

 

Foto: lighthouse-820431 - Bild von fancycrave1 auf Pixabay

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Ihr seid das Licht der Welt.
Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten,
damit sie eure guten Taten sehen
und euren Vater im Himmel preisen.

Mt 5,14+16