Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Gott und Mensch
„Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen,
mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Dtn 6,5)
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – oftmals ist dieses Gebot Jesu schon eine große Herausforderung für uns. Richtig betrachtet ist dieses Liebesgebot ja ein Dreifachgebot, das die Gottes- und Nächstenliebe umfasst, und bei dem die Selbstliebe voraussetzend eingeschlossen ist. Gläubige Juden beten täglich das „Sch’ma Israel“ und hören darin: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“
So ist die Basis für unsere Nächstenliebe unsere Beziehung zu Gott, die in der Liebe zum Mitmenschen ihren Ausdruck finden soll. Im Umgang mit unseren Mitmenschen zeigt sich, ob wir uns hilfsbereit, verständnisvoll, liebevoll zeigen – eben Nächstenliebe üben. Doch unsere Liebe „in der Horizontalen“ braucht eine Vertikale, braucht die Beziehung „nach oben“, zu Gott. Unsere Gottesliebe muss ebenfalls gepflegt werden. Wir müssen und dürfen in unserem Gebet, in der Zeit der Stille, der Schriftlesung gleichsam bei Jesus „abschauen“ und hören, wie er mit den Menschen umgegangen ist, wie er seine Beziehung zum Vater pflegte, und uns davon anregen und inspirieren lassen, es ihm gleichzutun. Als Vorbilder können uns dabei auch viele heilige Menschen dienen, wie zum Beispiel die hl. Angela oder auch die hl. Teresa von Avila, die den Zusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe klar in umseitigem Ausspruch festgestellt und ausgedrückt hat. Doch auch zeitgenössische Umsetzungen kenne ich, beispielsweise von Schülerinnen, die neben ihrem anstrengenden Schulbesuch in der Oberstufe sich Zeit nehmen, um auch unter der Woche zu ministrieren und sich außerdem noch in der „Schule des Friedens“ für ausländische Kinder und Jugendliche zu engagieren, indem sie bei Schularbeiten helfen und Freizeitangebote machen. Hier zeigt sich meiner Meinung nach ein gelungenes Beispiel von Gottes- und Nächstenliebe.
Sr. Johanna Ankenbauer osu, Würzburg
„Ob wir Gott lieben, lässt sich nicht sicher wissen,
wenn es auch wichtige Merkmale dafür gibt.
Die Liebe zum Nächsten aber, die können wir wissen.
Je mehr wir darin fortschreiten,
umso größer wird auch die Gottesliebe.“
Teresa von Avila
„Kein anderes Zeichen gibt es dafür,
dass ihr beim Herrn in Gnade steht,
als wenn ihr einander liebt und in Liebe einig seid.“
Angela Merici, 11. Vermächtnis
Bild: Michelangelo, Erschaffung des Adam, Foto janeb13 (Pixabay)
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