Mit Blick auf die Benediktenwand, nicht weit vom ehemaligen Benediktiner-, jetzt Salesianerkloster, steht dieses Kunstwerk von Otto Süßbauer: eine Stacheldraht-Stele. Es war ein sonni-ger Tag im November – in diesem Jahr wie ein Spätsommertag -, als ich sie entdeckte. In den strahlenden Farben der Natur stand dieses Gebilde aus rostfarbenem Stacheldraht. Dieses Material kann Weiden einzäunen, aber auch Gefangenenlager. Ein Mensch kann schlimmer als Vieh behandelt werden, einge-sperrt, geschlagen, verjagt. Auch wenn sich die Stele harmo-nisch in die Landschaft einfügt, enthält sie einen verstörenden Kontrast.

In der Einleitung der Regel der heiligen Angela heißt es: „Euch, meine herzlich geliebten Töchter und Schwestern, hat Gott die Gnade erwiesen, euch von der Dunkelheit dieser unglücklichen Welt zu trennen (…)“. Zwischen dem Ausdruck „dieser unglückli-chen Welt“ und dem neu entdeckten Kunstwerk sehe ich eine Verbindung. Auf dieser Erde gibt es so viel Schreckliches. Man-cher will sich gar keine Nachrichten mehr anschauen. Angela hat mit der „Dunkelheit dieser unglücklichen Welt“ sicher nicht die Natur gemeint, wie sie uns oft entgegen strahlt, sondern das, was Menschen verursachen können. Angela schreibt in der Regel auch: „Glücklich sind die, denen Gott das Licht der Wahr-heit ins Herz gesenkt“ hat. Vielleicht können uns die Schönheit und das Licht der Natur als Botschaft Gottes Mut machen, an einer besseren Welt zu bauen.

 

Dr. Ursula Bleyenberg, Wackersberg

 

 

Wenn du die ganze Welt
unbefangen und unverbogenen Sinnes anschaust,
dann wirst du sie auf einmal
im strahlenden Lichte (Gottes) sehen.“

Lk 11, 36, Übersetzung von Herbert Ziegler

 

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