"Auf ein Wort ..."

Mensch und Natur

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Ich und Du

Mein liebes Mitgeschöpf,

es ist mir ein großes Anliegen, Dir mitzuteilen, dass auch ich krank bin und in größter Not. Es geht schlichtweg um mein Überleben und letztlich auch um Deines.

Die Menschen, die auf mich Acht geben sollten, haben mich verkauft. Sie haben meine Seele nicht wahrgenommen. Zugegeben: sie waren arm in vielfacher Hinsicht und haben meinen eigentlichen Wert weder geschätzt, noch wirklich erkannt. Menschen, denen es nur um den Profit ging, haben ihnen Geld für mich geboten. In den Augen meiner Besitzer war es unermesslich viel Geld, in den Augen der Käufer, der Spekulanten war es wenig. Sie haben sich die Hände gerieben, so billig davon zu kommen. An mir ist ihnen nichts gelegen. Einen anderen Reichtum als den wirtschaftlichen, kennen sie nicht. Das aber wussten meine Besitzer nicht. Sie waren glücklich und dachten sie hätten nun ein Fortkommen. Die Menschen haben mich verkauft, verlassen und der Ausbeutung, dem Missbrauch überlassen. Mein eigentliches Potential haben sie nicht erkannt. Sie haben nicht auf meine Seele geschaut. Sie haben mich preisgegeben, als ob sie mich nicht kennen würden. Sie haben mich verkauft, die ich sie mit allem, was mir zur Verfügung stand, beschenkt hatte. Sie haben mich verraten, trotz des Versprechens gut für mich zu sorgen. All das haben sie vergessen.

Nun wende ich mich an Dich, liebes Mitgeschöpf. Hilf mir! Rette mich! Noch kannst Du es schaffen, aber bald bin ich verloren und das hat auch tiefe Einschnitte für Dich. Meine Vielfalt wird arm und ärmer und irgendwann verschwindet sie. Bitte hilf mir, auch um Deinetwillen und aller weiteren Generationen.

In unauflöslicher Verbundenheit

Deine Natur

Bea Kantsperger, Aggregierte der Straubinger Ursulinen

 

„Der Herr hat die Erde mit Weisheit gegründet
und mit Einsicht den Himmel befestigt.
Durch sein Wissen brechen die tiefen Quellen hervor
und träufeln die Wolken den Tau herab.
Mein Sohn, lass beide nicht aus den Augen.
Bewahre Umsicht und Besonnenheit!
Dann werden sie dir Lebensquell…“

Sprichwörter 3, 19 - 22

 

Bild: Staffelsee (Bea Kantsperger)

 

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