„Siehe, eine Treppe stand auf der Erde,
ihre Spitze reichte bis zum Himmel.“ (Gen 28,12)

Das alte Motiv der Leiter verkörpert eine vertikale Verbindung von Erde und Himmel. Am bekanntesten sind wohl die Jakobsleiter und für uns die Vision der heiligen Angela mit der Himmelsleiter.

Die Leiter ist Ausdruck des menschlichen Wunsches nach der Nähe zu Gott, nach einer Verbindung des Irdischen mit dem Himmlischen. Und nicht selten wird dieser Wunsch noch verstärkt durch das Bild von Engeln, die auf dieser Leiter auf- und absteigen. Engel als göttliche Boten können diese Leiter beschreiten, sie können die beiden Reiche miteinander verbinden.

Und so wie die Engel im Alten Testament in Jakobs Traum zusammen mit der Leiter die vertikale Weltenachse darstellen – hier noch ohne Botschaft oder Auftrag für Jakob -, ist es im Neuen Testament und im christlichen Glauben, als Fortführung dieses Gedankens, Jesus Christus, der aus dem göttlichen Reich als Kind zu uns herabsteigt und als Verbindung zwischen den Menschen und Gott dient. Deutlich wird das in den Worten des ersten Johannes-Briefes: „Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. Wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott.“ (1. Joh 4,12-15)

Jesus ist der, der zu uns kommt, um uns die göttliche Liebe zu bringen. Wenn auch wir noch warten müssen, um endlich – am Ende aller Zeiten -  diese Leiter erklimmen zu können, sind wir nicht allein: Gott kommt in den Engeln und nicht zuletzt in Christus zu uns herabgestiegen, um bei uns zu sein. Er hat Anteil an unserem Leben und schickt uns seine Boten und seinen Sohn, um uns nahe sein zu können.

Hieronymus brachte im dritten Jahrhundert noch eine neue Dimension des Gedankens der Himmelleiter auf: die Himmelsleiter als Tugendleiter des gläubigen Christen. Die Himmelsleiter ist der Lebensweg des Menschen, auf dem uns Gott immer wieder ermutigt, seine Gebote zu halten, oder uns die Hand reicht, wenn es uns die Kraft auszugehen droht.

Aber auch in dieser Deutung wird deuklar, dass Gott uns nicht allein lässt. Er begleitet uns und sucht unsere Nähe.

Barbara Günther, Düren

Foto: heavenly-ladder-2195856 von Gabriela Fink auf Pixabay

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