"Auf ein Wort ..."

Allerheiligen

 

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

(Jürgen Henkys)
 

Der November ist eine Zeit, die uns Tod und Vergehen vor Augen führt. Wir denken an alle Heiligen und an alle Verstorbenen. Manche sagen, Allerheiligen sei das Ostern des Herbstes oder das Erntedankfest der Kirche. Mir gefallen diese Aussagen und ich denke dabei an unsere vielen Verstorbenen. Auch an die heilige Angela. Dabei kommt mir die Darstellung unserer Heiligen als Ährenleserin in den Sinn, die Statue aus der Angela-Kirche in Desenzano. Ein Bild von den Anfängen. Ich sehe vor meinem inneren Auge Angela auf den Feldern, wo ein herausragendes Ereignis in ihrem Leben stattgefunden haben soll: die Vision von Brudazzo. Wie auch immer diese innere Schau gewesen sein mag, Angela erfährt, wie der Himmel sich öffnet. Sie erfährt, wie die Trennung von Himmel und Erde aufgehoben ist. Sie erlebt sich mit einer Sendung betraut, von der sie lange nicht weiß, wie sie diese verwirklichen soll. Der Same fällt in ihr Herz – Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt. Diese Vision gibt Angelas Leben Ziel und Richtung an, sie erfährt langsam, im Verlauf von vielen Jahren, wie diese Wirklichkeit werden kann - Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.

Das Bild, das uns in dieser Liedstrophe vorgestellt wird, beschreibt für mich Leben und Werk unserer Gründerin. Es beschreibt in existenzieller Weise unser Leben im Horizont unseres christlichen Glaubens: Es geht um Leben und Tod, um Werden, Wachsen, Reifen und um Vergehen. Es geht um Liebe, um Warten, um aktive Kontemplation und kontemplative Aktion. Für mich steckt sehr viel Hoffnung und Wegweisung in diesem Text…

Sr. Angela Maria Antoni OSU, Straubing

Bild: Angela Merici, Statue in der Angela-Kirche Desenzano (Sr. Brigitte Werr osu)

 

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„Ihr sollt wissen,
dass ich jetzt lebendiger bin als ich es in diesem Leben war.
Ich sehe, liebe und schätze die guten Werke mehr,
die ich euch fortwährend tun sehe.
Jetzt will und kann ich euch mehr helfen
und euch in jedem Sinn Gutes tun.“

Angela Merici, Aus der Einleitung zu den Gedenkworten